Mehrere am Bau beteiligte Personen stehen zu einem Gruppenfoto in einer Reihe. Im Hintergrund sieht man die Aussicht auf den Naturpark Kellerwald-Edersee.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DWD und anderer beteiligter Organisationen und Einrichtungen beim symbolischen Baustart.

LWV hilft beim Wetterbericht

Bauarbeiten zu neuem Radarturm des DWD im Kellerwald starten

Der Ort des zukünftigen Radarturms des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte des Naturparks Kellerwald-Edersee. Beim Bau helfen auch die Stiftungsforsten Kloster Haina, der Eigenbetrieb des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen, die den mehr als drei Kilometer langen Waldweg zur Verfügung stellen, auf dem nun die Bagger rollen. „Wir brauchen die Unwetterwarnungen ja auch, um im Forst reagieren zu können“, sagt Albrecht Wetekam von den Stiftungsforsten. Und Dieter Schütz, Hauptamtlicher Beigeordneter beim LWV und damit verantwortlich für die Stiftungsforsten, ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir den Deutschen Wetterdienst bei diesem Projekt unterstützen können.“

Ernst Wetekam von den Stiftungsforsten Kloster Haina schwärmt schon jetzt vom tollen Ausblick, den es hier im Kellerwald bald geben wird.

Vom 675 Meter hohen Wüstegarten können Ausflügler demnächst an klaren Tagen bis ins Sauerländer Upland, zum Hohen Meißner und in den Vogelsberg blicken. Schließlich wird der neue Turm des Deutschen Wetterdienstes auf dem höchsten Berg des Kellerwaldes stehen. Und er wird der erste Wetterradarturm mit einer Aussichtsplattform sein. Diese Woche starten die Arbeiten für das ungewöhnliche Bauwerk, das direkt an der Kreisgrenze zwischen Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder entsteht. Geschätzte Kosten: 4,3 Millionen Euro.

MÖGLICHST GENAUE UND SCHNELLE WARNUNG VOR UNWETTERN

Der neue Wetterradarturm soll die Bevölkerung noch besser vor Tornados, Hagel, Regen und Schnee warnen, erläutert Meteorologe Andreas Walter. Dabei hat die Stahl-Beton-Konstruktion eine besonders große Bedeutung, weil sie ein Gebiet vom Frankfurter Flughafen bis nach Hannover abdeckt. Die neue Generation der Radargeräte hat eine sehr feine zeitliche und räumliche Auflösung: „Das Wetterradar ist das einzige Messverfahren, bei dem Niederschläge flächendeckend und dreidimensional erfasst werden können“, berichtet Walter. So kann es auch kleinräumige Gewitterzellen mit heftigen Regenfällen erkennen, die sich innerhalb von Minuten aufbauen. Damit kann die Bevölkerung punktgenau vor Unwettern gewarnt werden. In Zeiten des Klimawandels sei dies von essentieller Bedeutung, erklärt der Meteorologe. Der neue Turm ist einer von 17 Standorten des Radarverbundes des Deutschen Wetterdienstes. Mit diesen Daten arbeiten nicht nur Katastrophenschutz, Feuerwehr und Polizei, sondern auch alle Wetter-Apps in Deutschland.

Bislang hatte der Radarturm seinen Standort in Flechtdorf unweit des Diemelsees (Kreis Waldeck-Frankenberg). Nun muss er umziehen, weil in der Nähe ein Windpark errichtet wird. Noch bis zum Jahresende soll der Rohbau für den neuen Wetterradarturm stehen. Dafür wird der Flechtdorfer Turm abgebaut und die Technik in den Kellerwald transportiert. Bis der Wetterradarturm in Betrieb geht, wird es jedoch bis 2026 dauern. „Das ist eine hochkomplexe technische Anlage“, erläutert Projektleiter Fabian Rügemer vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen.

Für die Turmkonstruktion und das Fundament verbauen die Arbeiter 85 Tonnen Betonstahl. Über eine 3,7 Kilometer lange Leitung werden ein Glasfaseranschluss und ein Mittelspannungskabel verlegt. Dabei nimmt der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen als Bauträger besondere Rücksicht auf Natur- und Bodenschutz. Schließlich liegt der Wüstegarten mitten im Landschaftsschutzgebiet Kellerwald und grenzt an die Überreste einer historischen Festungsanlage. So werden zum Beispiel seltene Borstgrasvorkommen umgesiedelt.

ERSTMALS BEGEHBARER WETTERTURM MIT BESUCHERPLATTFORM

Neuland betritt der Wetterdienst in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Jesberg und dem Naturpark Kellerwald-Edersee mit der Besucherplattform, die unterhalb der Kuppel des Turms gebaut wird: „Es ist das allererste Mal, dass wir einen Radarturm mit einer Aussichtsplattform verbinden“, sagt DWD-Pressesprecherin Gudrun Nöth. Die künftigen Besucherinnen und Besucher erklimmen das insgesamt 55 Meter hohe Bauwerk über eine Treppe, die sich um den Turm windet. Auf der überdachten Plattform wird es neben der beeindruckenden Aussicht Informationen zum Wetterdienst, zum Radar und dem Klima vor Ort geben.

Wenige Meter vom Bauplatz entfernt gibt es bereits jetzt den – allerdings nur halb so hohen – „Kellerwaldturm“, der Wanderer und Radler aus der gesamten Region anlockt. Er ist allerdings so marode, dass er in den vergangenen Jahren immer wieder geschlossen werden musste. Nach einer Reparatur können Ausflügler derzeit wieder hinaufsteigen. Perspektivisch wir er jedoch abgerissen. Kein Problem, denn mit dem begehbaren neuen Wetterradarturm steht dann ja ein mehr als würdiger Nachfolger parat. „Dass der neue Turm begehbar und mit einer Besucherplattform ausgestattet wird, ist sehr zu begrüßen“, betont Dieter Schütz vom LWV. „Für die Menschen in der Region und die vielen Touristen wird das ganz sicher ein wichtiger Fixpunkt mit einem tollen Ausblick werden.“

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