Besucherinnen und Besucher beim Lesen der Ausstellungstafeln
Im Anschluss an die einführenden Reden informierten sich die Eröffnungs-Gäste der Ausstellung "Auftakt des Terrors" über die Geschichte der frühen Konzentrationslager im Nationalsozialismus. (Foto: Uwe Zucchi)

Politisch aktuelle Ausstellung eröffnet

"Auftakt des Terrors" über frühe Konzentrationslager in der NS-Zeit

Über 30 Gäste fanden sich im Kasseler Ständehaus zur Eröffnung der Ausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ ein. LWV-Landesdirektorin Susanne Selbert, die die Gäste herzlich begrüßte, freute sich über die pluralistische Zusammensetzung der Interessierten: von Kasseler Magistratsmitgliedern und Abgeordneten verschiedener Parlamente über Vertreter der katholischen Kirche, den Direktor eines Gymnasiums bis hin zu Führungskräften des LWV. Selbert betonte: „Wenn wir in unserer Gesellschaft ein Gegengewicht zum Rechtsextremismus aufbauen wollen, brauchen wir alle gesellschaftlichen Gruppen. Wir müssen uns informieren, Mechanismen erkennen und in einen gemeinsamen demokratischen Dialog eintreten.“ Dazu sei diese Ausstellung besonders geeignet. In ihrer Begrüßungsrede erläuterte sie ihre familiäre Verbindung zu dem Thema der Ausstellung: „Einer der ersten so genannten Schutzhäftlinge war mein Großvater Adam Selbert.“ Für mehrere Wochen, so berichtete Selbert, sei er 1933 inhaftiert gewesen und als gebrochener Mann aus der Haft zurückgekehrt. Er habe etwa von Scheinerschießungen berichtet. Nach dem Krieg engagierte er sich erneut in der Kommunalpolitik. Vom LWV wurde Adam Selbert zum Landesrat berufen; er war Personaldezernent und zeitweise Stellvertreter des Landeshauptmanns.

Die fachliche Einführung in die Ausstellung übernahm Dr. Ann Katrin Düben, Leiterin der Gedenkstätte Breitenau. Sie führte aus, dass die Ausstellung in einer Zeit erarbeitet worden sei, als es weder den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine noch den Angriff der Hamas auf Israel und das Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam gab. Heute sei die Ausstellung politisch so aktuell, wie es bei der Entstehung niemand erwartet hätte.

 

Interessiert gingen die Besucher durch die Ausstellung und kamen miteinander ins Gespräch, wozu ein kleiner Imbiss im Anschluss noch weiter Gelegenheit bot. Es kam zu einem regen Austausch unter den Besuchern, bei dem weitere Begegnungen und Treffen vereinbart wurden. Damit wurde die Basis gelegt für das, was Landesdirektorin Selbert sich zum Abschluss ihrer Rede gewünscht hatte, nämlich dass die Gäste von der Ausstellung berichten, sie Freunden, Bekannten, Pädagogen, Oberstufenschülerinnen und -schülern weiterempfehlen. „Sie engagieren sich damit für unsere Demokratie.“

HINTERGRUND

In der Ausstellung ist die Geschichte der frühen Konzentrationslager erstmals dargestellt. In zehn Kapiteln wird die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager als zentrales Terrorinstrument zur Zerstörung der Demokratie und zum Aufbau der NS-Diktatur behandelt. Gezeigt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Täterschaft, Haftalltag und unterschiedlichen Verfolgtengruppen. Die Ausstellung eröffnet auch Ausblicke in die Weiterentwicklung des KZ-Systems. Ein eigenes Modul widmet sich dem Erinnern und Gedenken nach 1945.

Die Ausstellung ist bis zum 7. März 2024 im Ständehaus des LWV Hessen,
Ständeplatz 6 – 10, 34117 Kassel zu sehen. Die Räumlichkeiten sind montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr für Besucher geöffnet. Gruppen werden um vorherige Anmeldung gebeten.

10 Kommentare

  1. Sehr wichtiges Thema, danke!
    Könnten Sie bitte veröffentlichen, wo die Ausstellung nach dem 7.3.24 (habe ich als Ende im Ständehaus verstanden) zu sehen ist oder ob sie verlängert wird? Würde sie sehr gerne sehen, habe leider eine lange Anreise.

    1. Hallo Herr Denn und danke für Ihre Meinung zur Ausstellung und zum Thema.

      Wir freuen uns zudem auch, dass die Ausstellung gut besucht ist und sich auch schon die ersten Schulklassen für einen Besuch angekündigt haben.

      Viele Grüße vom LWVblog-Team.

  2. Die Ausstellung ist sehr gelungen. Besonders haben mich die Darstellungen aus den unterschiedlichen Lebensbereichen der Opfer und ihre Nachbarschaft zu ihren Schergen beeindruckt , sowie die Dichte der Konzentrationslager als zentrale Terrororganisation. Wenn in Moringen Anfang der 80-er Jahre 1978 weite Teile der dort lebenden Bevölkerung und ihrer politischen Vertreter nichts von einem der übelsten KZ´s in ihrer Stadt wussten, zeigt das, wie wichtig solche Ausstellungen sind. Nachdenkenswert für unsere heutige Zeit ist das schnelle Wachstum der NSDAP von 05/1928 mit 2,6 % zu 18,3 % in 09/1932 und 37,3 % in 07/1932. Um Wanderungen erkennen zu können, wären Zahlen zur SPD, Deutsch-nationalen Volkspartei und der Deutsche Volkspartei sinnvoll gewesen. Das Schicksal von Erich Mühsam ist sehr eindrücklich dargestellt. Die Räumlichkeiten des renovierten Ständehauses sind hervorragend geeignet für Ausstellungen dieser Art. Vielen Dank!!!

    1. Hallo Herr Heupel,

      herzlichen Dank für Ihre lobenden Worte. Die Anmerkungen zu den Wahlergebnissen werden wir sehr gerne an die Ausstellungsmacherinnen und -macher weitergeben.

      Viele Grüße vom LWVblog-Team.

    1. Hallo Frau Hofmann,

      wir freuen uns sehr, dass Ihnen der Artikel gefallen hat. Der LWV wird sich natürlich bemühen, auch in Zukunft weitere relevante und interessante Ausstellungen im Ständehaus zu zeigen und darüber zu berichten.

      Viele Grüße vom LWVblog-Team.

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