Die Dreier-Laufgruppe gut gelaunt auf flacher Laufstrecke in der Karlsaue
Die Temperaturen steigen: Jetzt ist die richtige Zeit, um beim LWV-Lauftreff einzusteigen! Im Bild Thomas Lang, Sabine Stenzel und Hildegard Imgrund (v. l.) in der Karlsaue (alle Fotos: C. Hein)

Von Null auf „35 Minuten am Stück“

Laufanfängerin Hildegard Imgrund ist fitter durch LWV-Angebot

Mittwochs um 15.30 Uhr klingelt ein Timer im Büro von Hildegard Imgrund: ihr Aufbruchssignal zum LWV-Lauftreff. Von morgens bis spätnachmittags arbeitet die 64-jährige Diplom-Verwaltungswirtin beim LWV am Kasseler Ständeplatz und prüft als Revisorin die Gewährung von Leistungen. Früher waren dazu Dienstreisen notwendig. Da heute die meisten Akten digital einsehbar sind, hat sich der Job noch weiter zur reinen Schreibtischtätigkeit und Bildschirmarbeit entwickelt. Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen inklusive. Dagegen hilft, dass ihr der Arbeitgeber bereits 2010 einen in der Höhe verstellbaren Schreibtisch zur Verfügung gestellt hat, sich Hildegard Imgrund zur Muskelstärkung hin und wieder auf ein wackeliges Gymba-Board stellt und Übungen mit einem Elastik-Band macht. Jetzt hat sie für sich ein Fitness-Programm entdeckt, das ganzheitlich funktioniert: das Laufen.

Heute lockt schönstes Frühlingswetter an die frische Luft. Mit Vorfreude stempelt sich Hilde Imgrund aus und holt ihre Laufschuhe aus dem Schrank. Um 16 Uhr trifft sie die Mitläufer aus dem Kollegium vor dem Eingang des LWV-Gebäudes Kölnische Straße 30. Mal sind sie ein Dutzend, mal nur zu dritt, sagt sie. Sie gehen durch die Stadt zur Orangerie, wo um 16.15 Uhr zum offenen Lauftreff des PSV Grün-Weiß weitere Läuferinnen und Läufer dazustoßen. Alles ganz entspannt, mit Zeit für ein paar freundliche Worte und Scherze. Dann starten sie gemeinsam in die Karlsaue.

SPORT DIREKT VON DER ARBEIT AUS

Als Hildegard Imgrund vor einem Jahr über das Intranet erfuhr, dass der LWV plane, einen Lauftreff anzubieten, war sie sofort interessiert. Sie hatte sich zuletzt überlegt, wie sie neben dem Gymnastikkurs, den sie regelmäßig besucht, noch mehr für ihre Gesundheit tun könnte. „Laufen direkt von der Arbeit aus, ohne lange Wegezeiten, in einer netten Gruppe, die einen motiviert – wie praktisch ist das denn?“, habe sie sofort gedacht. Weil sie Asthmatikerin ist, beschlichen sie aber Zweifel, ob sie dort „überhaupt richtig“ sei. „Werde ich die anderen Teilnehmer nicht behindern?“, fragte sie sich: „Ich konnte ja damals nicht mal laufen, um noch einen Bus zu erreichen.“

ANGEBOT FÜR JEDES LEISTUNGSNIVEAU

Ihre Bedenken wurden auf der Infoveranstaltung zerstreut. „Wir wollen für jedes Leistungsniveau – von Einsteiger bis Erfahren – allen ein Angebot machen“, erklärte LWV-Kollege Patrick Halbach, der beim PSV Grün-Weiß Leiter der Sparte Leichtathletik ist. Zusammen mit Carsten Rausch, ebenfalls LWV- und PSV-Kollege und zudem in der LG Vellmar aktiv, hat er den offenen Lauftreff, den der PSV auch anderen Betrieben in Kassel anbietet, auf den Weg gebracht. Es gelte: „Niemand ist zu langsam oder zu schnell, zu jung oder zu alt.“ Je nach Bedarf wird in mehreren Leistungsgruppen gelaufen.

„Wir teilen uns in drei Gruppen mit unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten auf“, erklärt Hildegard Imgrund. Auch Marathon-Läufer sind dabei. Laufanfänger werden von einem Trainer oder erfahrenen Läufer begleitet. „Ich war die Schwächste in der Einsteigergruppe und die anderen richteten sich nach mir.“ So fing alles an.

TIPP VON ERFAHRENEM LÄUFER: LANGSAM LAUFEN

Doch auf die Begeisterung folgte erstmal Enttäuschung: „Es blieb dabei, dass ich ziemlich schnell außer Atem kam und nur in Intervallen, das heißt mit Gehpausen, laufen konnte“, erzählt sie. Dann kam der Tipp eines erfahrenen Läufers: Du darfst ruhig langsamer werden, aber lauf weiter. „Und dann lief er mit mir im Schneckentempo.“ Sein charmanter Kommentar: Er habe am Vortag so intensiv trainiert, dass ihm ein leichtes Training gerade recht käme. „Ich hätte nicht gedacht, dass man so langsam laufen kann, es war fast wie Traben auf der Stelle. So sind wir an diesem Tag 40 Minuten ohne Unterbrechung gelaufen und konnten uns dabei sogar problemlos unterhalten. Ich war hoch erfreut.“

Nach den individuellen 40 bis 50 Minuten auf der Strecke treffen sich alle Gruppen gegen 17 Uhr wieder an der Orangerie für einen gemeinsamen Abschluss mit kurzem Dehnprogramm. Es ist dieser Teamgeist, der Hildegard Imgrund gefällt.

VERBESSERTE KONDITION AUCH IM ALLTAG

Heute, nach nur einem Jahr, kann sie eine beachtliche Bilanz ziehen: „Ich laufe 35 Minuten am Stück und habe fünf Kilogramm abgenommen.“ Die verbesserte Kondition zeige sich auch im Alltag, beim Spazierengehen oder Treppensteigen. Bei ihrer jüngsten Vorsorgeuntersuchung versetzte sie ihre Hausärztin in Erstaunen: „Meine Blutwerte, Langzeitzucker und Cholesterin, ebenso wie meine Lungenkapazität haben sich verbessert.“ Seitdem sie laufe, ernähre sie sich auch bewusster.

Inzwischen joggt Hildegard Imgrund ein weiteres Mal in der Woche, ohne Gruppe. Am Wochenende läuft sie – außer bei Regen, denn nass werden mag sie nicht – durchs Wohnquartier Bad Wilhelmshöhe. „Ich gucke mir dann die schönen Vorgärten an und freue mich.“ Ein Laufkollege habe ihr gesagt, zwei Mal die Woche zu laufen sei gut, um das erreichte Niveau zu halten. „Erst bei drei Mal Training kriegste ´ne Steigerung hin.“ Hildegard Imgrund ist mit dem Niveau, das sie erreicht hat, mehr als zufrieden. Und sie ist stolz darauf, dass sie bei der Stange geblieben ist: „Ohne meine Kollegen hätte ich das nie geschafft.“

TEILEN

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert