Sechs Mitglieder der chinesischen Delegation aus Guizhou und drei Vertreter des LWV stehen vor der Regionalverwaltung in Darmstadt.
Mitglieder der chinesischen Delegation aus Guizhou und Vertreter des LWV vor der Regionalverwaltung in Darmstadt.

Delegation aus Fernost beim LWV

Wichtiger Austausch zu UN-Behindertenrechtskonvention

Große Spannung und auch ein bisschen Aufregung diese Woche in der Regionalverwaltung Darmstadt des LWV Hessen. Es kam Besuch aus China, genauer gesagt eine sechsköpfige Delegation des Behindertenverbands aus Guizhou, einer Provinz im Südwesten Chinas „Wir wollen von Ihnen und Ihren Strukturen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung lernen und so die Integration in unserer Gesellschaft weiter voranbringen“, fasste Sheng Fang, Vorsitzender des Behindertenverbands und Chef der Delegation, die Intention des Besuchs zusammen.

„Herzlich Willkommen…“ in Mandarin (alle Fotos: LWV-Pressestelle).

Zunächst informierte Karl-Heinz Schön, Fachbereichsleiter Teilhabe Südost, allgemein über Historie und Aufgaben des LWV. Frank Nikutta, persönlicher Referent der Landesdirektorin Susanne Simmler, lieferte dann Einblicke in den Bereich der Eingliederungshilfe und Jens Jansohn, Regionalmanager beim LWV Hessen Integrationsamt, rundete die Einführung mit einem Einblick in seinen Bereich ab. ​„Die Mitglieder der Delegation hatten zu unseren Präsentationen viele Nachfragen und zeigten großes Interesse“, so Karl-Heinz Schön. „Wir haben festgestellt, dass es zum Teil bei unseren Aufgaben Überschneidungen gibt.“ Das war im Vorfeld so nicht unbedingt erwartet worden.​​

INKLUSION VON SCHWERBEHINDERTEN AUCH AUF CHINESISCHEM ARBEITSMARKT

Ein konkretes Beispiel für Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede bei der Umsetzung von Inklusion in den beiden Ländern ist etwa die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen auf dem regulären Arbeitsmarkt. Hier gilt in Deutschland die Regel, dass Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitenden fünf Prozent ihrer Stellen mit schwerbehinderten Menschen besetzen müssen, sonst wird die Ausgleichsabgabe fällig. In China gibt es eine ähnliche gesetzliche Vorgabe, allerdings gilt die nur für 1,5 Prozent der Stellen in einem Betrieb. Dafür wird die Nichtbesetzung finanziell deutlich strenger sanktioniert. Für jeden nicht besetzten Arbeitsplatz eines Menschen mit Schwerbehinderung müsse das jeweilige Unternehmen hier den kompletten Lohn als Ausgleich zahlen, berichteten die Gäste aus Guizhou. In Deutschland fällt die Ausgleichsabgabe im Verhältnis dazu finanziell geringer aus.

Karl-Heinz Schön, links, und Sheng Fang verfolgen die Präsentationen zum LWV.

„Der Behindertenverband wird von der Provinzregierung geleitet und erhält Beratung von den zuständigen Abteilungen“, erklärte Delegationsleiter Sheng Fang. „Sein Zweck ist die Förderung der Humanität, die Entwicklung der Anliegen von Behinderten in unserer Provinz und die Gewährleistung, dass Behinderte gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und an sozialen, materiellen und kulturellen Errungenschaften teilhaben können.“ Nach Auskunft der Delegation leben in der Provinz Guizhou rund 2,68 Millionen Menschen mit Behinderung. Für den Verband dort arbeiten nach Aussage von Sheng Fang 3.600 Beamte, 17.000 weitere Beschäftigte und rund 70.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

DOLMETSCHER WAR VOLL GEFORDERT UND MACHTE EINEN GUTEN JOB

Obwohl eine umfangreiche und zeitaufwendige Übersetzung notwendig war, kam es zu intensiven Diskussionen. Das war vor allem dem aus Darmstadt stammenden Dolmetscher Bo Sun zu verdanken, der auch an den vielen deutschen LWV-Abkürzungen und Fachbegriffen nicht verzweifelte, geduldig nachfragte und in rasender Geschwindigkeit in Mandarin übersetzte.

Laut einer Studie der Aktion Mensch zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention rangiert China im weltweiten Vergleich im Bereich „Tägliches Leben“ in der Spitzengruppe, Deutschland deutlich weiter hinten. Wobei das nicht bedeutet, dass nicht auch in China noch viel zu tun wäre. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch etwa sieht noch viel Verbesserungspotential im Bereich der inklusiven Bildung.

INTERNATIONALER AUSTAUSCH IST WICHTIG

Weit mehr als drei Stunden dauerte der Austausch. „Das waren spannende, interessante und fruchtbare Gespräche. Als LWV Hessen tun wir gut daran, in einem internationalen Austausch zur Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention zu stehen“, zog Karl-Heinz Schön zufrieden Bilanz. Die Delegation aus China hatte zuvor Verbände und Institutionen in München und Frankfurt besucht und im Anschluss an die LWV-Visite stehen jetzt weitere Stationen in Frankreich an.

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2 comments

  1. Guten Tag, kleines Feedback: Im Bild steht „Herzlich Willkommen in der Regionalverwaltung Darmstadt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen“.

    Ein sehr guter Artikel zu einem wichtigen Austausch über Kontinent-Grenzen hinweg.

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