Die Psychomotorikgruppe der Frühförderung Hören in der Johannes-Vatter-Schule beim spielerischen Training. (Foto: Rolf K. Wegst)

Balance für die Ohren

LWV-Frühförderung in Friedberg für 180 Kinder

Ab dem 24. Mai werden sich während des Hessentages die Förderschulen und Frühberatungsstellen des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) Hessen der Öffentlichkeit präsentieren. Sie finden uns im Zelt TPH 3 am Stand 307 mit vielfältigen Angeboten und umfassenden Informationen. Stellvertretend für die zahlreichen Einrichtungen stellen wir hier den Alltag der Frühförderung an der Johannes-Vatter-Schule in Friedberg vor.

Es sieht aus wie ein ganz normales Eltern-Kind-Turnen. Sieben Kleinkinder hüpfen und springen vergnügt quer durch eine Turnhalle. Sie balancieren über Bänke und Balken, krabbeln durch Stoffröhren und purzeln einen Mattenturm herunter. Doch die Mädchen und Jungen in der Halle der Johannes-Vatter-Schule in Friedberg tragen Buntes am und im Ohr. Es sind blaue, rote, grüne und silberfarbene Hörgeräte sowie Cochlea-Implantate (spezielle Hörprothesen für gehörlose bzw. taube Menschen). Die Kinder, die sich hier einmal im Monat in der Psychomotorikgruppe der Frühförderung treffen, sind hörgeschädigt. Getragen werden Frühförderung und Schule – sie hat den Förderschwerpunkt Hören – vom LWV Hessen.

ÜBUNGEN FÜRS GLEICHGEWICHT UND GEGENSEITIGES KENNENLERNEN

Bei den Kleinen in der Turnhalle geht es heute vor allem um das Gleichgewicht, das bei ihnen oft beeinträchtigt ist. Die Kinder tänzeln über Balanciersteine und versuchen, mit Suppenlöffeln so viele Eier wie möglich heil ins Körbchen zu bringen. „Das sind gute Übungen für das Gleichgewicht“, sagt Sozialpädagogin Martina Lingen. Die Mütter gruppieren sich am Rand des Parcours, helfen den Kindern und kommen miteinander ins Gespräch. Dass die Familien sich gegenseitig kennenlernen, ist ein wichtiger Teil des Treffens. Die Mütter tauschen sich aus über Integrationsplätze, Höralter und Mützen für Cochlea-Implantat-Träger. Und natürlich über die Frage, wie viele Worte der Nachwuchs schon sprechen kann.

Die Mädchen und Jungen gehören zu den insgesamt 180 Kindern, die vom Säuglingsalter bis zum Schuleintritt von der Frühberatungsstelle Hören und Kommunikation der Johannes-Vatter-Schule betreut werden. Vor Ort in Friedberg finden allerdings nur Hörtests, Gruppenangebote und vereinzelt Therapiestunden statt. Die Sozialpädagoginnen schwärmen jeden Tag in sechs Landkreise aus, die von Marburg-Biedenkopf bis zum Main-Kinzig-Kreis reichen. In der Regel besuchen sie ihre Schützlinge alle 14 Tage in Kindergärten und Elternhäusern. Die meisten kennen sie schon seit dem Babyalter, wenn die Eltern gerade erst erfahren haben, dass ihr Kind eine Hörschädigung hat. Oft stellt sich dies beim Neugeborenen-Hörscreening heraus. Viele Fragen stellen sich dann: Wird das Kind sprechen lernen? Kann es mich verstehen?

BEGLEITUNG UND BERATUNG BIS ZUM SCHULSTART

Die Mitarbeiterinnen der Frühförderung begleiten und beraten die Familien bis zum Schuleintritt und helfen den Kindern auf ihrem Weg zum Hören und Sprechen. „Im Prinzip lernen sie nicht anders als hörende Kinder“, erläutert Diplom-Pädagogin Heike Haas: „Sie brauchen aber mehr Zeit dafür.“ Zudem müsse man berücksichtigen, dass Hören für diese Kinder viel anstrengender sei. Je nach Alter spielen die Mitarbeiterinnen mithilfe von gestenreicher Sprache mit den Kindern, betrachten Bilderbücher, achten auf gute Hilfsmittel und arbeiten mit Kindergärten, Schulen, Ärzten und Hörakustikern zusammen. „Wir begleiten eine gute Kommunikation“, sagt die Leiterin der Frühberatungsstelle, Barbara Ebert.

Förderung brauchen auch die hörenden Kinder gehörloser Eltern. Eines von diesen Kindern ist Danilo, bei dem heute auch noch ein Hörtest ansteht. Bei der Spielaudiometrie stellt sich heraus, dass der Dreijährige die Töne einwandfrei hört. Das zeigt er  mithilfe einer Piratenschatzkiste und Goldmünzen. Aber weil seine Muttersprache die seiner gehörlosen Eltern ist, also die Gebärdensprache, hat sich sein Hörbewusstsein verzögert, erzählt Heike Haas.

Danilo ist ein kleiner Wirbelwind, der visuell viel erfasst. Auch heute würde er am liebsten durch alle Räume toben. Stattdessen spielt er gemeinsam mit der Diplom-Pädagogin und seiner Mutter Spiele, die seine Höraufmerksamkeit fordern. Dazu gehört auch ein ganz spezielles Memory, das von Worten und Gesten begleitet wird. „Da kann man Gebärden und Lautsprache gut verbinden – die zwei Sprachen, die er kann“, erklärt Haas. Und klar: Er gewinnt das Memory.

Lernen Sie gerne selbst die Vertreterinnen und Vertreter der Frühförderung und der LWV-Schulen kennen. Kommen Sie gerne zum Messe-Stand des LWV auf dem Hessentag in Fritzlar, probieren Sie die Spielangebote der Frühförderung und der Förderschulen aus und informieren Sie sich. Wir freuen uns. Sie finden uns im Zelt TPH 3 am Stand 317, vom 24.05. bis zum 02.06.2024 auf dem Hessentag in Fritzlar.

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